(c) pixabay.com / pexels / CC0
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Was ist ein Lungenemphysem?

Generell versteht man unter einem Emphysem eine übermäßige Ansammlung von Gas in Körpergeweben. Der Begriff selbst ist abgeleitet aus dem Griechischen -en physao-, was soviel wie „Blase“ bedeutet.

Bei einem Lungenemphysem besteht im Vergleich zur normalen Lunge eine Erweiterung der Lufträume im Bereich der eigentlichen gasaustauschenden Strukturen. Diese Erweiterung ist Folge einer Zerstörung der Lungenbläschenwände.
Es gibt verschiedene Formen von Lungenemphysem, die sich in ihrer Ursache und in der Manifestation unterscheiden.

Grundsätzlich ist die Elastizität der Lunge vermindert. Die Ausatmung ist dadurch erschwert, und es kommt zunehmend zu einer Überblähung der Lunge. Je nach Grad der Zerstörung der gasaustauschenden Strukturen und der Lungenüberblähung, kommt es dann früher oder später zu Beschwerden. Das Leitsymptom ist Atemnot.
Zu Beginn des Krankheitsbildes und bei leichteren Formen zeigt sich diese Atemnot vor allem unter Belastung. Im fortgeschrittenen Stadium dann auch in Ruhe. Bei einigen Patienten besteht ein chronischer Husten und Auswurf. Diese werden dem Bronchitistyp zugeordnet im Gegensatz zu dem Emphysemtyp, der lediglich über minimalen Husten klagt.

Welche Ursachen gibt es?

Das Lungenemphysem ist eine chronische Erkrankung, die sich über Jahrzehnte entwickelt. Die Hauptursache ist das Einatmen von Schadstoffen. Hierbei ist mit Abstand der Hauptrisikofaktor das Zigarettenrauchen. Starke Luftverschmutzung und hohe Schadstoffkonzentrationen am Arbeitsplatz können auch zu einem Lungenemphysem führen, wobei hier aber vor allem ein Verstärkungseffekt des Risikos für Raucher besteht. Selten ist ein angeborener Mangel von Eiweißstoffen, Alpha-1-Proteinaseinhibitoren (der wichtigste dieser Stoffe ist das Alpha-1-Antitrypsin), die Ursache.

 

Wie wird die Diagnose gestellt?

Das Leitsymptom des Lungenemphysems ist die Atemnot. Sie tritt anfangs bei körperlicher Belastung, im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf auch in Ruhe auf. Es gibt weitere Kriterien, die bei der klinischen Untersuchung und bei Betrachtung der Röntgenbilder für ein Lungenemphysem sprechen. Hier ist u.a. der typische „Faßthorax“ (der Brustkorb sieht auf dem Röntgenbild aus wie ein Fass) zu nennen. Weitere Hinweise auf das Vorliegen eines Lungenemphysems geben Lungenfunktionsprüfungen und Blutuntersuchungen.
Bei Lungenfunktionsprüfungen mißt ein Spezialgerät den Atemstrom und rechnet dann bestimmte Werte aus, die Auskunft über den Zustand von Bronchien und Lunge geben. Durch Blutanalysen kann die vorhandene Funktionsfähigkeit der Lunge beurteilt werden.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Beim Lungenemphysem gibt es einige allgemeine therapeutische Maßnahmen:

  1. Meiden von Reizstoffen, die auf die Lunge wirken:
    Rauchentwöhnung (einige Hinweise dazu finden Sie hier)
    sich keinem Passivrauch aussetzen
    Umwelt- und arbeitsbedingte Luftverunreinigung meiden
    auf potentiell reizende Sprays wie Haarspray etc. verzichten
    Das Installieren von Luftfiltern und Klimaanlagen in der häuslichen Umgebung ist manchmal empfehlenswert.
  2. Körperliche Aktivität / Physiotherapie Durch körperliche Aktivitäten läßt sich das Allgemeinbefinden bessern. Vorher sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden, wie weit man sich belasten darf und ob das „Training“ möglicherweise mit Sauerstoff durchgeführt werden sollte. Bewegung an der frischen Luft wie Spaziergänge oder Fahrrad fahren sind für fast alle Betroffenen empfehlenswert. Physiotherapeuten (Krankengymnasten), die sich auf Atemtherapie spezialisiert haben, können gemeinsam mit dem Betroffenen einen Trainingsplan erstellen, der dann auch atemtherapeutische Übungen enthält.
  3. Vorsichtsmaßnahmen gegen Atemwegsinfekte Beim Lungenemphysem ist die Lunge anfälliger gegenüber Infektionen. Besonders in der kalten Jahreszeit sollten daher größere Menschenansammlungen gemieden werden, um Atemwegsinfekte, die hauptsächlich durch Niesen oder Husten übertragen werden, möglichst zu verhindern.
    Regelmäßige Schutzimpfungen sind empfehlenswert. Wichtig sind für den Emphysematiker die Pneumokokkenschutzimpfung (alle 5 Jahre) und die Grippeschutzimpfung. Um Schutz zu bieten, muß die Grippeschutzimpfung jährlich (im Herbst) aufgefrischt werden, weil sich die Grippeviren ständig verändern und der Impfstoff daher in jedem Jahr in seiner Zusammensetzung verändert werden muß. Im Falle einer Infektion ist ein frühzeitiger Therapiebeginn hilfreich.
  4. Allgemeine Empfehlungen: Normales Körpergewicht sollte angestrebt werden, denn Übergewicht belastet den gesamten Organismus und kann die Atemnot noch verstärken. Patienten mit Untergewicht hingegen haben wenig „zuzusetzen“ und sind daher meist anfälliger gegen Infektionen und erholen sich von Krankheiten nur langsam. Weiterhin sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine ausgewogene (vitamin- und ballaststoffreiche) Ernährung geachtet werden.

Spezielle Maßnahmen:

Die Therapie ist in Stufen aufgebaut:

  1. Erweiterung der Atemwege durch Medikamente (Bronchodilatatoren): Hier gibt es verschiedene Substanzklassen, die in Form von sogenannten Aerosolen in die Lunge eingeatmet werden und direkt in den Atemwegen wirken. Neben dieser „Inhalationstherapie“ kann auch eine Therapie mit Tabletten durchgeführt werden, die ebenfalls auf das Bronchialsystem wirken.
  2. Sauerstofflangzeittherapie Durch eine Sauerstofflangzeittherapie kann der Sauerstoffmangel beseitigt oder zumindest deutlich vermindert werden. So können Folgeerkrankungen des Lungenemphysems wie zum Beispiel Herzschwäche vermieden werden oder sie treten zumindest deutlich später auf. Durch tragbare Geräte ist die Bewegungsfreiheit kaum eingeschränkt. Das hilft, die körperliche Belastungsfähigkeit zu erhalten.
  3. Heimbeatmung Bei schwerem Lungenemphysem kann es durch ständige Überbeanspruchung zur Erschöpfung der Atemmuskulatur kommen. Durch nächtliche Selbstbeatmung mittels Nasen- oder Gesichtsmaske kann sich die Atemmuskulatur erholen.
  4. Operative Maßnahmen Bei schwerem Lungenemphysem kann bei einigen Betroffenen eine spezielle Operation (Volumenreduktionstherapie) oder auch eine Lungentransplantation erwogen werden.

Text: Dr.med Jens Mosel