(c) pixabay.com / Larisa-K / CC0
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80000 Menschen in der Bundesrepublik Deutschland wissen, daß sie unter Sarkoidose  leiden. Weil diese Krankheit eine Vielzahl von Beschwerden verursachen kann und schwierig zu erkennen ist, gibt es wahrscheinlich wesentlich mehr Betroffene. Früher wurde diese Krankheit auch Morbus Boeck genannt.

Was ist Sarkoidose?

Die Sarkoidose ist eine Krankheit, bei der es zur Bildung von Granulomen (mikroskopisch kleinen Knötchen) kommt. Diese Granulome können sich überall im Körper bilden und führen dann zu Störungen der jeweiligen Organfunktion. Die Erkrankung tritt meistens zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr erstmals auf. Die Krankheitsursache ist bis heute nicht bekannt.
Typischerweise sind die Lymphknoten immer befallen. Fast immer ist auch die Lunge betroffen. Aber auch Beteiligungen anderer Organe wie Leber, Milz, Herz, Nieren, Haut oder Nervensystem kommen vor.

 

Welche Krankheitszeichen können auftreten?

Mehr als die Hälfte der Betroffenen haben keinerlei Beschwerden. Deshalb wird die Krankheit oft zufällig entdeckt. Weil fast immer die Lunge beteiligt ist, kann es zu Atemnot und Husten kommen. Auch Fieber, Leistungsabfall, chronische Müdigkeit und Gelenkschmerzen treten häufig auf. Diese Symptome gibt es aber bei vielen Krankheiten. Weil jedes Organ befallen sein kann, können die unterschiedlichsten Symptome wie Herzrhythmusstörungen, Lähmungserscheinungen, Hautknötchen oder Sehstörungen vorkommen. Das macht es für den Arzt so schwierig, die Krankheit „Sarkoidose“ zu erkennen. Bei der akuten Sarkoidose (Löfgren-Syndrom) kennzeichnen Gelenkschwellung (meist der Sprunggelenke), Gelenkschmerzen, schmerzhafte rötlichbraune Hautveränderungen an den Unterschenkeln sowie oft Fieber das Krankheitsbild.

 

Welche Möglichkeiten gibt es, die Krankheit zu diagnostizieren?

Bei den meisten Patienten müssen mehrere Untersuchungen durchgeführt werden, bis die Diagnose sicher gestellt werden kann.
Die häufigsten Untersuchungen sind:

  • Röntgen des Brustkorbes (Röntgen-Thorax). Veränderungen im Lungengewebe und vergrößerte Lymphknoten im Brustraum lassen sich so erkennen.
  • Blutuntersuchungen: Es gibt bestimmte Blutwerte, die bei einer Sarkoidose verändert sein können.
  • Lungenspiegelung (Bronchoskopie). Oft ist die Bronchialschleimhaut in typischer Weise verändert. Außerdem kann eine Spülung der Bronchien (Broncho-Alveoläre-Lavage = BAL) durchgeführt werden. Die hierbei gewonnenen Zellen helfen bei der Diagnosestellung ebenfalls weiter.
  • Feingewebliche (histologische) Untersuchungen von Gewebeproben aus einem betroffenen Organ. Oft wird hierzu Lymphknoten- oder Lungengewebe entnommen, indem mit einer ganz feinen Nadel unter Kontrolle in das bertreffene Areal gestochen wird.

 

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

In der Mehrzahl der Fälle ist keine Therapie, sondern nur eine zwei- bis dreijährige Überwachung notwendig. Das betrifft vorwiegend die Lungensarkoidose. Schreitet die Krankheit jedoch fort oder sind Organe befallen, bei denen jede Schädigung vermieden werden muß, z. B. die Augen oder das Herz, dann muß behandelt werden. Das Medikament, das bisher die besten Therapieerfolge zeigt, ist Kortison. Obwohl Kortison ein natürlich vorkommendes Hormon ist, das in den Nebennieren eines jeden Menschen gebildet wird, können unerwünschte Nebenwirkungen auftreten.
Der behandelnde Lungenfacharzt (Pneumologe) kennt diese genau und kann eine Vielzahl von Ratschlägen geben, um die Nebenwirkungen möglichst gering zu halten. So kann die Dosis in bestimmten Fällen nur jeden zweiten Tag gegeben werden, ohne daß der Effekt der Behandlung schlechter ist als bei täglicher Einnahme. Alternative Therapieverfahren sollten erst nach erfolgloser Kortisontherapie diskutiert werden.

 

Wie ist der Krankheitsverlauf?

Es gibt eine akute und eine chronische Verlaufsform der Sarkoidose. Die akute Form wird als Löfgren-Syndrom bezeichnet. Typisch ist ein stürmischer Krankheitsverlauf mit Gelenkschmerzen und -schwellungen. Im Röntgenbild der Lunge kann man an der Lungenwurzel Schwellungen der Lymphknoten erkennen. Außerdem treten meist am Unterschenkel schmerzhafte Hautveränderungen („Erythema nodosum“) auf. Das Löfgren-Syndrom heilt in etwa 80 % der Fälle spontan aus. Je nach Stadium und Organbeteiligung heilt ein großer Teil der chronischen Verlaufsform ebenfalls spontan oder nach einer einmaligen Kortisonbehandlung aus. Die Beobachtungszeit sollte mindestens zwei Jahre betragen.

Die anderen Patienten haben immer wieder Krankheitsschübe und sollten daher in regelmäßigen Abständen von einem auf die Behandlung von Sarkoidose spezialisierten Arzt untersucht werden. Da die Lunge fast immer betroffen ist, ist in der Regel ein Lungenfacharzt (Pneumologe) der richtige Ansprechpartner. Er kann anhand seiner Untersuchungen rechtzeitig erkennen, ob und wann eine Therapie notwendig ist. Durch rechtzeitige Kortisonbehandlung in ausreichender Höhe und von ausreichender Dauer kann heutzutage bei fast jedem Patienten das Fortschreiten der Erkrankung aufgehalten oder zumindest stark verlangsamt werden.
Auch über Alternativbehandlungen sollte jeder Pneumologe Bescheid wissen. Die Therapie der Sarkoidoseformen, die nicht die Lunge betreffen, wird in der Regel vom jeweiligen Organspezialisten (Hautarzt, Nervenarzt, u.a.) meist in Zusammenarbeit mit dem Pneumologen festgelegt, durchgeführt und kontrolliert.

 

Text: Dr.med. Jens Mosel